Hans-Jürgen Urban: „Gesamtmetall-Studie ignoriert Realität in den Betrieben“

Redaktion 1. Februar 2014 0

Frankfurt am Main – Als realitätsfern hat die IG Metall die heute vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall veröffentliche Studie zur Erwerbsfähigkeit Älterer des Heidelberger Arbeits- und Organisationspsychologen Prof. Dr. Karlheinz Sonntag bezeichnet. „Es werden kaum ältere Arbeitnehmer eingestellt, auch wenn die Arbeitgeber das gerne beteuern.

Die Gesamtmetall-Studie ignoriert die Realität in den Betrieben, mit der ältere Beschäftigte konfrontiert werden, komplett“, sagte Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, am Mittwoch in Frankfurt. So fehlten in der Studie systematische Angaben, wie viel Prozent der analysierten Unternehmen im Produktions- oder Dienstleistungsbereich angesiedelt seien, sagte Urban. Im Fazit gebe Gesamtmetall sogar zu, dass es kaum Untersuchungen zur Gruppe der 55- bis 70-Jährigen gebe, aus denen sich repräsentative Aussagen über deren Leistungsfähigkeit, Wohlbefinden und Gesundheit im Arbeitsleben treffen lassen.

„Was sich belegen lässt: Die aktuellen Zahlen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten über 63 und 64 Jahren liegen bei nur 21 bzw. 16 Prozent. In diesen Zahlen sind sogar Teilzeitbeschäftigte sowie Altersteilzeitler, einschließlich derjenigen in der Passivphase, enthalten. Das Renteneintrittsalter anzuheben, macht schon allein aus diesem Grund keinen Sinn“, sagte Urban. Notwendig sei eine generelle Absenkung. Ein erster Schritt sei die heute im Kabinett beschlossene abschlagsfreie Rente nach 45 Versicherungsjahren. „Die schöne neue Arbeitswelt für die Alten ist und bleibt ein Mythos. Vielmehr brauchen wir eine arbeitspolitische Offensive zur alternsgerechten Gestaltung der Arbeitswelt und weitere flexible Ausstiegsmöglichkeiten“, sagte Urban. Im Organisationsbereich der IG Metall seien nach einer Befragung der Betriebsräte nicht einmal vier Prozent der Beschäftigten über 60 Jahre alt und nur knapp ein Prozent über 63 Jahre.

 

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